„Wir sind heute dazu aufgerufen, unsere Solidarität mit den Erdenbürgern aller Rassen und Farben über die Grenzen der Länder und Kontinente auszudehnen.“
Friedrich Traugott Wahlen

Friedrich Traugott Wahlen ist sicher einer der bekanntesten Bundesräte der Schweiz. Er war über die Parteigrenzen hinaus sehr geschätzt als ein Landesvater, der allein seinem christlichen Gewissen verpflichtet war. 1961 diente er der Schweiz als Bundespräsident.
Seine Kindheit verbringt er in Belp, nachdem sein Vater als Evangelist in den vollzeitlichen Dienst der Evangelischen Gesellschaft des Kantons Bern getreten war. Früh erwacht bei ihm die Liebe zum Bauern. Nach einem Aufenthalt in der französischen Schweiz beginnt er die Ausbildung in der landwirtschaftlichen Schule Rütti. Er ist ein guter Schüler, zugleich aber immer zu Streichen aufgelegt, sodass der Direktor prophezeit: „Friedel, entweder wirst du ein Vagant oder dann Bundesrat!“
Anschliessend studiert er an der ETH Zürich Agronomie und schliesst mit dem Doktortitel ab. Dann verbringt er drei Jahre in Kanada, wo er schliesslich für sämtliche landwirtschaftlichen Versuchsanstalten verantwortlich ist. 1929 kehrt er in die Schweiz zurück und übernimmt die Leitung der Eidgenössischen Versuchsanstalt in Zürich.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges arbeitet er als Beauftragter des Bundesrats einen Plan aus zur Selbstversorgung der Schweiz mit Grundnahrungsmitteln, den sogenannten „Plan Wahlen“. In einer „Anbauschlacht“ wurden selbst die Grünanlagen in Städten zur Anpflanzung von Kartoffeln und Zuckerrüben genutzt.
1942 wird Wahlen in den Ständerat des Kantons Zürich gewählt und ein Jahr später als Professor für Pflanzenbau an die ETH Zürich berufen. Nach dem Krieg richtet Wahlen seinen Blick erneut über die Landesgrenzen hinaus. In der „Food and Agriculture Organization“ der UNO (FAO) dient er in verschiedenen leitenden Funktionen.
„Ausschlaggebend für meinen Entschluss zur Mitarbeit in der FAO war die Möglichkeit, Millionen von Menschen helfen zu können, ein lebenswertes Dasein zu führen.“
Friedrich Traugott Wahlen
1958 wird Wahlen zum Bundesrat gewählt. Als Bundesrat setzt er sich unter anderem für die Erhöhung der Entwicklungshilfe ein und für die Abschaffung der noch aus den Sonderbundskriegen stammenden konfessionellen Ausnahmeartikel.

Nach seinem Rücktritt aus dem Bundesrat 1965 wirkt er als Leiter der Kommission „Totalrevision der Bundesverfassung“, setzt sich aktiv für das Frauenstimmrecht ein und hilft im „Rat der vier Weisen“ eine Lösung der Jurafrage zu finden.
Friedrich Traugott Wahlen war aus Überzeugung Christ. Er betonte, dass Christus in der Bergpredigt die Christengemeinde auffordert, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. Er bezeichnete einmal das Kreuz Christi, das auch die Schweizer Fahne und das Rote Kreuz ziert, als „tragendes Element und Fundament unserer Heimat“ und als „Ausdruck unserer überzeitlichen Bindungen und Hoffnungen.“
Bis ins hohe Alter gab er seinen Rat und guten Namen, um christliche Inititiativen zu unterstützen. So wirkte er im Patronatskomitee der Explo 85 und bei der IVCG mit. Typisch die Bemerkung von alt Bundesrat Wahlen: „Ich komme gerne an Ihre Veranstaltung, wenn dies für andere Teilnehmer eine Ermutigung ist.“
Quelle: „30 kurze Lebensbilder“ von Hanspeter Nüesch, Kontaktiere den Autor per e-mail: hpnuesch7@gmail.com
Kommentar verfassen