„Ich habe mein ganzes Leben an meinem Geistesauge vorüberziehen lassen und ich finde darin nichts als eine ganze Kette von Barmherzigkeiten meines Gottes.“
Samuel Gobat
Samuel Gobat ist im Berner Jura aufgewachsen. Bis heute weist ein nach ihm benannter Platz in seinem Geburtsort Crémines darauf hin, dass hier der spätere „,Bischof von Jerusalem“ aufgewachsen ist. Gobat wirkte nach der Ausbildung im Missionsseminar der Basler Mission vorerst in Paris und London, um dann im Dienste der Londoner Church Mission Society als Missionar in Ägypten zu wirken.

Nach drei Jahren in Kairo wirkte er als Missionar im damaligen Abessinien, dem heutigen Äthiopien. Noch heute spricht man angesichts Gobats opferbereitem Dienst inmitten widrigster Umstände in christlichen Kreisen Äthiopiens mit Hochachtung vom „Vater unseres Volkes“. Samuel Gobat arbeitete eng mit der Pilgermission St. Chrischona zusammen, die ihm Absolventen sandte, die er in seinen Dienst aktiv miteinbezog und so gewissermassen „On the Job-Training“ durchführte. Bei seinem Weggang von Abessinien legte er die angefangene Arbeit in die Hände der Pilgerrmission St. Chrischona.
Nach seiner Zeit in Abessinien nahm Samuel Gobat 1846 eine Berufung der anglikanischen Kirche zum Leiter des Evangelischen Bistums Jerusalem an, das einige Jahre zuvor auf Anregung des preussischen Königs Friedrich Wilhelm IV ins Leben gerufen worden war. Als Bischof der Anglikaner, aber in gleicher Weise auch der Lutheraner und Reformierten, gründete er christliche Gemeinden und nahm sich der sozialen Nöte Palästinas an. Unter dem Dach des „,Jerusalemvereins“ gründete er in Jerusalem, Bethlehem, Nazareth, Jaffa und Nablus Waisen- und Krankenhäuser sowie mehr als ein Dutzend Schulen. Gobat war ein begnadeter Brückenbauer. Bei seinem 25. Amtsjubiläum bekundeten selbst Muslime ihre Hochachtung gegenüber dessen väterlicher Hilfsbereitschaft gegenüber Armen und Bedürftigen. Gobat entwickelte eine besondere Evangelisationsmethode. Er bildete Geschichtenerzähler aus und entsandte diese bis in die entlegensten Gebiete. Ihre Arbeit bestand darin, die biblischen Geschichten in arabischer Sprache vorzulesen. Um die gläubiggewordenen Araber im Glauben zu vertiefen, setzte er arabische Pfarrer ein.
Der vor allem in jüngeren Jahren oft kränkliche Gobat hatte in seiner Ehefrau Marie Zeller, der Tochter des Beuggener Christian Heinrich Zeller, eine starke Partnerin gefunden, die auch in den schwierigsten Zeiten ihre Hoffnung nie aufgab. Ihr Gebet war: „O Herr, lass mich sein eine Mutter in Israel, eine Priesterin in diesem Hause und in meiner Familie!“ Ihre gemeinsame Tochter Dora wurde später die Ehefrau des Chrischona-Direktors Carl Heinrich Rappard und „Mutter von St. Chrischona“.
Samuel Gobat war ein sprachbegabter und weltgewandter Akademiker. Von 1839 – 1842 wirkte er auf der Insel Malta als Supervisor einer Bibelübersetzung ins Arabische. Gobat war aber auch ein Mann des Volkes, der wie ein Hirte für die Seinen sorgte und sich für sie in Liebe aufopferte. Das trug ihm die Gunst der einfachen wie gebildeten Menschen ein. Und er war ein Beter und liebte Gott und sein Wort über alles. Von ihrem Vater berichtete Dora Rappard-Gobat, dass er oft auf den Knien liegend Teile der Bibel durchgebetet habe. „Ich habe nie wieder jemanden gesehen, der die Bibel so Gut kannte wie er.“ Gobats letzte Worte: „Christus ist mein Leben: Ich gehe heim in Vaters Haus“
Quelle: „30 kurze Lebensbilder“ von Hanspeter Nüesch, Kontaktiere den Autor per e-mail: hpnuesch7@gmail.com Nüesch
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