Der gesegnete Lügner

werkstoff
Artikel aus dem Buch „Werkstoff“

„Sie dürfen nicht weiterreisen!“

das waren die harten Worte der freundlichen Flugbegleiterin am Flughafen von Ljubljana (Slowenien). Meine Assistentin hat mich fragend angeschaut; was jetzt? Wir waren auf dem Weg zu einer Konferenz in Tirana der Hauptstadt von Albanien. Ich wurde an den „Days of hope“ als Referent erwartet. Und nun stellt sich ein kürzlich abgelaufener Schweizer Reisepass in den Weg.

Was jetzt?

Am nächsten Morgen musste ich früh raus, bin zurück nach Zürich geflogen um einen provisorischen Reisepass zu erwerben, und kam abends nach einem Umweg über Athen erschöpft am Ziel an. Noch nie habe ich so viel gebetet, dass die Flieger pünktlich sind. Das war eine teure Lektion für mich. Aber ich werde nie wieder mit abgelaufenen Dokumenten außerhalb der EU zu reisen versuchen.

Wir alle kennen solche Situationen:

Wir übersehen wichtige Details, machen Umwege, sind schlecht vorbereitet oder verhalten uns auf eine andere Weise falsch.

Dann flehen wir zu Gott, dass er alles wieder in Ordnung bringen möge. Und Gott sei dank ist er gnädig. Denn er legt seine Hand auf unsere Fehler – er deckt sie zu und gibt uns die Chance, es nächstes Mal besser zu machen! So auch Jakob „der Lügner“, der seinen Bruder Esau betrogen hat. Er hörte auf eine schlechte Ratgeberin; in diesem Fall seine Mutter. Und er hat nicht nur seinen Bruder betrogen, sondern auch seinen Vater und mit ihnen alle, die ihm vertraut haben. Er hat gelogen, um gesegnet zu werden.

Den Segen hat er zwar erhalten, allerdings musste er die nächsten 20 Jahre auf der Flucht verbringen. Ob es das wert war?

Und dann erlebt auch Jakob wie es sich anfühlt, wenn man über den Tisch gezogen wird: Sein zukünftiger Schwiegervater verspricht ihm seine Tochter Rahel und lässt ihn dann anstelle von sieben, 14 Jahre für ihn arbeiten. Hat Jakob später wieder gelogen oder betrogen? Es sieht so aus, als hätte er etwas aus seinem Fehler gelernt. Es scheint, die Gnade Gottes sei zum Ziel gekommen. Denn Gott hat Jakob den Segen nicht entzogen, trotz seines hinterlistigen Verhaltens. Ich denke, dies war ein Schlüssel zur Versöhnung. Könntest du deinen Erfolg genießen, wenn du genau weißt, dass alles auf einer Lüge aufgebaut ist? Ich denke nicht. Ein erfülltes Leben ohne schlechtes Gewissen war für Jakob nur durch die Versöhnung mit seinem Bruder möglich. Wahrscheinlich hatte er Gedanken wie: „Wird mich mein Bruder annehmen oder zurückweisen? Wird er mich vielleicht sogar töten?“ Jakob hat all seinen Mut zusammengenommen und sich dieser Herausforderung gestellt. Er hat sich Esau als „dein Diener“ vorgestellt. Doch dieser hat ihm vergeben und umarmte ihn herzlich.

Frieden schließen, aus dem Schlechten etwas Gutes machen, das Minus in ein Plus verwandeln – das ist die Spezialität unseres himmlischen Vaters!


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