In unseren Winterferien wollte ich Zeit mit meinem jüngsten Sohn verbringen. Er ist 11 Monate alt und knapp 10 Kilo schwer. Weil ich schon seit einigen Tagen keinen Sport getrieben habe, wollte ich mich bewegen. Also habe ich mich für einen „Berglauf“ entschieden. Mit meinem Jüngsten auf dem Rücken. Um 09:30h habe ich mich von meiner Frau verabschiedet und gesagt, dass ich mittags wieder zurück sein werde. Sie kennt mich und hat darum nicht mit mir zum Mittagessen gerechnet. Im Gegenteil zu meiner Frau war ich davon überzeugt, die angeschriebene Wanderwegzeit um einiges unterbieten zu können. Was das ganze noch heldenhafter gemacht hat: Mein 10 Kilogramm schwerer Sohn auf meinem Rücken. Das Ziel hat mich herausgefordert – ich habe mich gut gefühlt! Der erste Wegweiser zeigte eine Zeit von 2 Stunden, 30 Minuten an. Er hat mich motiviert, mit einem hohen Tempo die Wanderung zu starten. Nach 15 Minuten ist der zweite Wegweiser gekommen: Angeschrieben mit 2 Stunden bis zum Ziel. Gute Nachricht! Schnell rechnete ich mir die totale Zeitersparnis ein, die ich auf dem Weg erreichen würde. Das Rennen war eröffnet – das Rennen gegen mich! Der Weg war wunderschön, doch das hat mich kaum interessiert. Lieber konzentrierte ich mich auf das wichtige: Schnell sein! Der Nebel wurde immer dichter und der Weg immer schmaler; ein ungutes Gefühl wollte sich breit machen… Aber ich habe es nicht zugelassen – viel lieber wollte ich schneller sein als ich selbst.
Nach einer Stunde durchbrachen wir die Nebelgrenze: Geblendet von der Sonne realisierte ich, dass ich von der unberührten Natur auf dem Weg herzlich wenig mitgekriegt habe. Ich habe es versäumt, den Weg zum Ziel zu geniessen… Jetzt bin ich hier – ich war schnell. Und jetzt? Wen interessiert’s?
Ziele sind wichtig. Schnell ankommen ist gut. Wer den WEG zum Ziel geniessen kann, hat wirklich gelebt!
Kommentar verfassen